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Sensus Non-Communis: Gegenwarten im Widerstreit. International Conference 

June 13 @ 8:00 am June 14 @ 7:00 pm

Conference poster featuring the title, location and sponsors against a background photo of people walking.

International Conference  – 13.-14. Juni 2024 – Universität Bonn

A cooperation between the Max Kade Institute for Modern German Thought & the GRK DFG-Graduiertenkolleg Gegenwart/Literatur

Conference description (German):

Einer gängigen Auffassung zufolge ist die heutige Zeit charakterisiert durch eine radikale Nicht-Gemeinschaftlichkeit. „Wir sollten nicht betonen, was alle Menschen verbindet, sondern vielmehr das, was uns trennt […]: Mitglieder einer Gruppe können die Erfahrungen anderer Gruppen nie wirklich nachvollziehen“ (Brooks 2023, übers. Martyn), so die Rede. Die Möglichkeit der anschlussfähigen Kommunikation, einander am selben Ort oder zur selben Zeit gegenüberzutreten, wird zunehmend angezweifelt. Ein solches Gegenübertreten meinte bekanntlich das deutsche Wort Gegenwart in seiner ursprünglichen Bedeutung. Diese neue Nicht-Gemeinschaftlichkeit wäre das Ende einer Gegenwärtigkeit, wie sie lange für gesellschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Prozesse bestimmend war.

Die Tagung versteht sich als Raum für eine produktive Auseinandersetzung mit dieser Zeitdiagnose. Historisch schlägt sie eine Brücke von der frühen Neuzeit über das 18. und 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Vorträge fächern die Frage des sensus (non-)communis aus begriffsgeschichtlicher, philosophiehistorischer, medialer und postkolonialer Perspektive auf. Sie diskutieren die Bedeutung des Gemeinsinns unter anderem bei Giordano Bruno, Immanuel Kant, Friedrich Schiller und Hannah Arendt, nehmen jedoch auch eine postkoloniale Perspektive auf die frühneuzeitliche Genese westlicher Universalismen ein. Ferner wird nach den literarischen und medialen Interventionsmöglichkeiten zur Herstellung einer geteilten Gegenwart oder eben zur Feststellung ihrer Abwesenheit gefragt. In seinem Abendvortrag zeichnet Prof. Dr. Jürgen Fohrmann verschiedene Modelle des sensus communis bei Kant und die Bedeutung von Reziprozität für die Operativität des sensus communis nach.

Sensus non-communis soll dabei auch als ein unhintergehbar Geteiltes bei dem Anzeigen von Unteilbarem verstanden werden – einen möglicherweise doch geteilten Sinn dafür, was die eigene Sichtweise von denen anderer immer schon trennt.

Conference description (English):

A generation ago, the universalist pretensions of “Western” culture were submitted to radical critique from many different angles: Lyotard’s Le différend, Edward Said’s Orientalism, and the work of Gayatri Spivak—to name just a few points of reference—all revealed the invisible fault lines within what to some had seemed to be a shared philosophical and literary space. If for Kant sensus communis was the condition for the universality as well as necessity of aesthetic judgments, that same sense came to be seen as a restriction eliminating other voices and other experiences.

The current interrogation of universalism and its limits takes up many of the same issues as Lyotard, Said and Spivak, albeit in a new frame. Instead of asking whether the subaltern can speak, the question has become who can speak to works from historically marginalized communities without reproducing the language of domination. The conference “Sensus Non-Communis: Contested Presents” will consider the possibilities for consent and dissent beyond the framework of a universally shared common sense. The event is jointly organized by the Graduate School Gegenwart/Literatur at the University of Bonn and the Max Kade Center for Modern German Thought at the Johns Hopkins University.

Full conference description and conference schedule:

If you would like to participate via Zoom, please write to Anna Stelter: [email protected]